Yin und Yang als Symbol zweier entgegengesetzter aber dennoch aufeinander bezogenen Kräfte
Yin Yoga nach Paul Grilley, dem Intiator und Mentor dieses eher passiven, jedoch intensiven Yoga-Stils, der seit einigen Jahren auch in Europa für die Bekanntheit gesorgt und die Begeisterung dieses Übungsstils geweckt hat, orientiert sich an der TCM (der Traditionellen Chinesischen Medizin). Durch die länger gehaltenen Yin Yoga-Positionen von 3 – 5 Min., d.h. vorwiegend Yin-Asanas im Liegen oder Sitzen werden u.a. Faszien mobilisiert, Leitbahnen (Meridiane), Funktionskreise und Akupunkturpunkte gestreckt, gedehnt und gestärkt, innere Organe massiert sowie Blockaden aufgelöst. Die Übungen werden unterstützt durch geführte und bewusste Atmung sowie Meditation, die zusätzlich zum Harmonisieren unseres Körpers, unseres Geistes und unserer Seele beitragen. Die Lebensenergie (Qi/Chi) wird dabei als Nährkomponente im Fluss gehalten.
Laut „Hatha Yoga Pradipika“, einer der alten Schriften über Yoga, werden Yoga-Positionen (Asanas) beschrieben, die zur Hälfte Yin und zur Hälfte Yang zugeordnet sind. Bei Yin Yoga kommen sporadisch auch Yang-Positionen vor. Jedoch die sanften Übergänge, die durch längeres Halten, Loslassen, d.h. vom Einsetzen der Muskel, Bänder, Sehnen in das behutsame Hineingleiten in die Yin-Position und das komplette Loslassen der Anspannung, beinhalten die beiden Polaritäten, die in ein Gleichgewicht gebracht werden. Zwischendurch werden immer wieder auch neutrale Positionen, u.a. entspannte Rück- und Bauchlage als neutralisierende Übergangs-/Zwischen-Positionen eingesetzt.
Yin Yoga-Übungen können weitgehend unabhängig vom Alter und Gesundheitszustand erlernt werden, da die Übungen den individuellen Bedürfnissen angepasst und durch den Einsatz von Yin Yoga-Hilfsmitteln (Kissen, Yin Yoga-Blöcken, Yoga-Rolle, Decken, etc.) unterstützt werden.
Yin Yoga aktiviert unsere Selbstheilungskräfte, fördert Kraft und Beweglichkeit insgesamt, wirkt Stress vorbeugend und dient hervorragend als Ausgleich zu einem aktiven Alltag.
Durch tiefe, jedoch behutsame Dehnung, Streckung, Öffnung sowie im Zusammenspiel der Vor- und Rückbeugen der vorwiegend Yin Yoga-Asanas und die Haltung einer Yin Yoga-Position für 3-5 Minuten (oder länger bei Geübten) sowie durch natürliche, aber auch geführte Ein- und Ausatmung werden insbesondere auch tiefere Schichten unseres Bindegewebes, die unsere Organe, Sehnen, Bänder, Knochen, Gelenke etc. umhüllen, die sogenannten Faszien „angesprochen“. Sie werden „entklebt/entwirbelt“ und wieder bei regelmäßigem Üben elastisch, flexibel, kraftvoll sowie durchlässig gemacht.
Außerdem wird die Lebensenergie (Qi/Chi) in den Meridianen, Funktionskreisen, Akupunkturpunkten und in den inneren Organen nach Möglichkeit ohne Blockaden (durch Verspannung, Narben, Verletzungen etc.) zum fließen gebracht. Dabei können auch Schmerzen gelindert werden oder verschwinden ganz.
Die Yin-Positionen regen den Stoffwechsel an und können sich somit günstig bei Alterserscheinungen auswirken. Die Übungspraxis mit abschließender Meditation reduziert Stress, dringt in die tief liegenden Emotionen ein und bringt uns in Einklang mit uns selbst und der Welt um uns herum.
Zur Zeit wird weltweit intensiv zum Thema „Faszien“ geforscht. Dr. Robert Schleip, Deutschlands bekanntester Faszienforscher, hat auf einem Symposium berichtet, dass durch die sanften, aber hochwirksamen Dehnungen und die Kompressionen, die durch Yin Yoga-Positionen auf den Körper ausgeübt werden, eingelagerte Giftstoffe mobilisiert und abtransportiert werden können. Die durch Yin Yoga-Praxis gehaltenen Dehnungen sorgen für eine bessere Wundheilung im Körper und können u.a. auch Entzündungen reduzieren. Auch das Immunsystem soll gestärkt und die Selbstheilungskräfte aktiviert werden, da Sauerstoff und Nährstoffe im Körper besser verteilt und Abfallstoffe zur Ausscheidung in die Blut- und Lymphbahnen geleitet werden. Neue Zellenbildung sowie Wachstum der Fibroblasten werden angeregt.